Video auf Social Media: Hype, Realität und Lektionen

Videos dominieren Social Media – zumindest heißt es so. Jedes Jahr hören wir Aussagen wie: „Dieses Jahr wird das Jahr der Videos!“ Aber wie Martin, ein erfahrener Videoproduzent und Social-Media-Experte, humorvoll bemerkt, hören wir das bereits seit 2014. Obwohl Videos enormes Potenzial haben, reicht es nicht, einfach Trends zu folgen. Es braucht eine Strategie, ein klares Verständnis der Plattformen und realistische Erwartungen.

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Der Mythos der Viralität: Was treibt Views an?

Viralität ist der heilige Gral des Video-Marketings. Aber wie Martin ehrlich zugibt, ist ihre Mechanik schwer zu durchschauen. Einmal erreichte ein LinkedIn™-Video von ihm über 40.000 Aufrufe. Auf den ersten Blick schien das ein riesiger Erfolg zu sein. Aber die Engagement-Zahlen erzählten eine andere Geschichte: Nur etwa 40 Reaktionen und ein paar Kommentare.

Martins Fazit? Viraler Erfolg fühlt sich oft wie Zufall an. Es ist schwer, ihn zu reproduzieren, weil Algorithmen auf Plattformen wie LinkedIn™ undurchschaubar sind. Im Gegensatz dazu lobt er YouTube für seine präzisere Inhalts-Empfehlung, die eng an die Interessen der Zuschauer anknüpft.

Die versteckten Kosten der Videoproduktion

Hochwertige Videoinhalte erfordern erhebliche Ressourcen – Zeit, Kreativität und Produktionsfähigkeiten. Während Plattformen wie TikTok und Instagram kurze, knackige Clips priorisieren, fehlt LinkedIn™ oft die archivarische Natur, die Investitionen in Videos rechtfertigt.

Martin hebt hervor, dass YouTube sowohl als Inhaltsarchiv als auch als Suchmaschine herausragt. Videos, die vor über einem Jahrzehnt erstellt wurden, können heute noch Aufrufe und Engagement generieren. Auf LinkedIn™ verschwinden Inhalte hingegen schnell im Feed, was den langfristigen ROI begrenzt. Für alle, die mit Videos starten, ist Martins Rat klar: Zuerst eine stabile YouTube-Präsenz aufbauen. Von dort aus kann man Inhalte für andere Plattformen, einschließlich LinkedIn™, anpassen und weiterverwenden.

Format-Frage: Der 9:16-Trend

Vertikale Videos (9:16-Format) sind der neue Standard für Instagram, Facebook, TikTok und sogar LinkedIn™ Shorts. Aber funktioniert dieses Format universell? Laut Martin ist die Antwort differenziert.

Obwohl vertikale Videos besonders auf mobilen Geräten effektiv Aufmerksamkeit erzeugen, erfordern sie einen anderen Ansatz. Tutorials beispielsweise funktionieren in diesem Format oft nicht gut, ohne die Informationsdarstellung neu zu überdenken. Spektakel, Einfachheit und Direktheit – das sind die Säulen erfolgreicher Kurzform-Inhalte. Videos müssen schnelle „Quick Wins“ liefern, um Zuschauer in Sekunden zu fesseln.

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LinkedIn™ vs. andere Plattformen: Algorithmus-Frust

Ein wiederkehrendes Thema in Martins Einblicken ist der LinkedIn™-Algorithmus, der oft willkürlich wirkt. Im Gegensatz zu YouTube oder TikTok, wo Inhalte schnell auf die Vorlieben der Nutzer zugeschnitten werden, können LinkedIn™-Feeds unpassend erscheinen. Diese Unvorhersehbarkeit erschwert es, eine konsistente Zielgruppe aufzubauen oder auf zuverlässige Leistungskennzahlen zu setzen.

Für Vermarkter und Kreative unterstreicht dies die Bedeutung, Videostrategien über mehrere Plattformen zu diversifizieren. Sich ausschließlich auf LinkedIn™ zu verlassen, birgt Risiken, angesichts des kurzlebigen Inhaltszyklus und der unvorhersehbaren Reichweite.

Schlüsse für erfolgreichen Videoeinsatz

  • Eine starke Basis schaffen: Investiere zuerst in YouTube als Hauptplattform. Dessen Suchmaschine und Evergreen-Modell machen es ideal für langfristige Sichtbarkeit. Andere Plattformen können sekundär folgen.
  • Inhalte an Plattformen anpassen: Kurze, ansprechende Clips funktionieren gut für LinkedIn™ und Instagram. Zwinge jedoch nicht jeden Inhalt in jedes Format. Passe deine Botschaft und deinen Stil an die Stärken der Plattform an.
  • Keine Jagd nach Viralität: Virale Videos sind verlockend, aber unzuverlässig. Konzentriere dich stattdessen auf konsistente, hochwertige Inhalte, die deine Zielgruppe ansprechen.
  • Aufwand und ROI abwägen: Videoproduktion ist ressourcenintensiv. Priorisiere Plattformen wie YouTube, wo sich deine Investition langfristig auszahlt, bevor du dich auf kurzlebige Formate stürzt.
  • Analysen nutzen: Verwende Plattform-Insights, um deine Strategie zu optimieren. Auf LinkedIn™ solltest du beobachten, welche Arten von Videos Engagement fördern, und diese Erkenntnisse für zukünftige Inhalte nutzen.
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Video ist nicht nur die Zukunft von Content – es ist schon heute eine treibende Kraft. Doch wirkungsvolle Videos erfordern mehr als nur Trends zu folgen oder auf Viralität zu hoffen. Indem du die Feinheiten verschiedener Plattformen verstehst, Ressourcen abwägst und auf nachhaltige Strategien setzt, kannst du deine Wirkung maximieren, ohne auszubrennen.

Transkript (Auszug)

Ritchie: Einen wunderschönen guten Morgen und herzlich willkommen in unserem heutigen Livestream. Hallo Martin. Natürlich geht es heute um das Thema Video in unterschiedlichen Formaten und Formen auf Social Media. Manche glauben ja, es ist das Format schlechthin. Auf der anderen Seite, wenn es heißt, 2025 wird das Jahr des Videos, ist das auch etwas, das wir nicht zum ersten Mal hören, oder wie siehst du das, Martin?

Martin: Also 2014 war das Jahr des Videos. 2015, 2016 … alles weitere würde den Rahmen sprengen. Es ist jedes Jahr das Jahr der Videos.

Ritchie: Allerdings muss man fairerweise schon sagen, durch die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit – also durch den Videoclip-Trend – hat das Thema jetzt natürlich noch einen zusätzlichen Schub bekommen. Hat sich auch rumgesprochen, dass wenn man in den Videoclip-Feed kommt, die Videos und Impressions sehr schnell steigen. Was glaubst du, wie kommt man in diesen mysteriösen Videofeed?

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Martin: Ja, da habe ich vier klare Worte dazu: Ich habe keine Ahnung. Ich habe es einmal geschafft, in diesen viralen Feed hineinzukommen. Das gab dann auch gut 40.000 Videoaufrufe, was für LinkedIn-Verhältnisse wirklich gigantisch ist. Das Engagement war allerdings relativ gering. Also, ich weiß es nicht mehr genau, vielleicht 40 Herzchen oder so und noch ein paar Kommentare.

Mein Gesicht poppte 40.000-mal im Feed auf – gar keine schlechte Sache.

Martin: Ich habe versucht, es zu reproduzieren, aber ohne Erfolg. Vielleicht waren die Inhalte nicht gut genug oder die Leute wollten gar nicht so viel Content aus meiner Nische.

Ritchie: Du bist ja kein Neuling im Internet, auch nicht im Thema Video. Du hast die Entwicklung von Video, inklusive YouTube, von Beginn an miterlebt und betreibst etliche YouTube-Kanäle. Ein spannender Punkt, den ich immer höre: Der Hype um Views ist groß. Aber hinter guten Videos steckt doch ein enormer Produktionsaufwand, oder?

Martin: Ja, das sehe ich auch so. YouTube ist anders, es fungiert als Archiv und Suchmaschine. Auf LinkedIn fehlt das komplett. Meine ersten Videos auf YouTube von 2006 sind immer noch auffindbar. Wenn ich heute mit Video starten würde, würde ich auf jeden Fall zuerst eine stabile YouTube-Präsenz aufbauen.

Eine stabile YouTube-Präsenz ist die beste Grundlage für Content-Erfolg.

Martin: Darauf ließe sich dann auch Content für LinkedIn erzeugen. Aber das kostet natürlich Zeit.

Ritchie: Stichwort Zeit – es ist auffällig, wie kurzlebig Content auf LinkedIn ist. Videos, die man mit hohem Aufwand erstellt, verschwinden schnell im Feed. Ganz anders als YouTube, oder?

Martin: Absolut. Auf LinkedIn wirkt der Algorithmus für mich oft noch wahllos. Ich bekomme Inhalte angezeigt, die nicht zu meinen Interessen passen. Bei YouTube oder TikTok ist das anders: Die Inhalte passen schnell zu meinen Vorlieben.

LinkedIn wirkt oft wahllos, während YouTube Inhalte schnell auf die Vorlieben zuschneidet.

Ritchie: Was sagst du zum Thema „9:16-Formate“? Sind sie wirklich universell für Plattformen wie Instagram, Facebook, und LinkedIn Shorts?

Martin: Ja, sie funktionieren, aber nur bedingt. Die Inhalte müssen visuell ansprechend und prägnant sein. Ich habe es ausprobiert, Tutorials in Shorts umzuwandeln, aber die Inhalte haben oft nicht richtig funktioniert. Man braucht eine andere Tonalität – spektakulärer und direkter.

„Quick Wins“ sind entscheidend, um Zuschauer sofort zu fesseln.

Martin: Nur da sind wir wieder an dem Punkt: Es kostet viel Zeit, solche Inhalte in Masse zu produzieren. Ich muss irgendwann auch wieder Schulungen halten, aber schauen, wo diese Punkte sind.

Ritchie: Vielen Dank, Martin! Das war sehr aufschlussreich. Bis zum nächsten Livestream und eine schöne Adventszeit!